12. Gescheiterte Verlegung des Bottisgrab

An der letzten Sitzung der Arbeitsgruppe Bottisgrab vom 31. Oktober 2024 stimmten die 6 Mitglieder über die 4 verbliebenen Standorte ab (Fortsetzung von Kapitel 10). Es zeigte sich, dass innerhalb der Arbeitsgruppe keine Einigkeit vorlag: 11 Punkte erhielt der Standort Burg Dracheschnure, 7 Punkte der von der Gemeinde favorisierte Standort Allmit, 6 Punkte der Standort Riedacher Abholzplatz und 4 Punkte der Vorschlag VRBG Karlsplatz (Einzelheiten zu den Standorten siehe Kapitel 11b). Dem Gemeinderat wurde empfohlen, die beiden Menhire an den Standort Burg Dracheschnure zu verlegen. Sollte der favorisierte Standort nicht bewilligungsfähig oder anderweitig nicht umsetzbar sein, sollten die weiteren Standorte nach deren Rangierung zur Anwendung gelangen. Das Bottisgrab unverändert am bisherigen Ort zu belassen, war für kein Mitglied eine Option.

 

Die Mitglieder der Arbeitsgruppe Bottisgrab erhielten dann am 12. Juni 2025 ein Schreiben der Bauverwaltung der Einwohnergemeinde Bolligen. Dieses hielt fest:

Der Gemeinderat hat an seiner Sitzung von Ende April 2025 beschlossen, die Arbeitsgruppe aufzulösen und das Bottisgrab unverändert am aktuellen Ort zu belassen.

 

Der Gemeinderat begründete darin seinen Entscheid wie folgt: Die kommunale Arbeitsgruppe Bottisgrab habe ihren Auftrag erfüllt, eine Standortempfehlung auszuarbeiten und zuhanden des Gemeinderates zur weiteren Bearbeitung zu verabschieden. Zudem sei die Notwendigkeit einer Verlegung des Bottisgrab sowie die Finanzierung durch den Bund nicht mehr gegeben, da der Ausbau der Autobahn wegen des Neins des Schweizer Stimmvolks vom 24. November 2024 wegfalle.

 

Am 9. Juli 2025 informierte der Gemeinderat auch die Öffentlichkeit mit folgender Mitteilung (siehe auch PDF):

 

«Bottisgrab» bleibt am bisherigen Standort

Im Zusammenhang mit einem möglichen Ausbau der Autobahn wurde die Verlegung des «Bottisgrabs» bereits seit längerer Zeit angestrebt. Nach der Ablehnung des Autobahnausbaus durch das Schweizer Stimmvolk hat das Bundesamt für Strassen (ASTRA) die entsprechende Vereinbarung mit der Gemeinde Bolligen gekündigt. Der Bund hätte die Kosten für die Verlegung übernommen, wenn die Autobahn tatsächlich ausgebaut worden wäre. Das «Bottisgrab» verbleibt somit unverändert am bisherigen Standort neben der A1. Der Gemeinderat wird in der Folge auch die Vereinbarung mit der Burgergemeinde Bern über einen möglichen neuen Standort kündigen. Der Gemeinderat dankt den Mitgliedern der Arbeitsgruppe – die zwischenzeitlich aufgelöst wurde – für das Engagement und die wertvolle Mitwirkung.

 

Unser Fazit. Der Entscheid des Gemeinderates, das Verlegungsprojekt einzustellen und die prähistorische Stätte am aktuellen Ort zu belassen, ist für uns enttäuschend, aber nachvollziehbar. Nach dem Rückzug des Bundesamtes für Strassen hätte nämlich die Gemeinde die Verlegungskosten übernehmen müssen, was dem Gemeinderat aber leider nicht Wert genug war. Kommt hinzu, dass innerhalb der Arbeitsgruppe keine Einigkeit über den zu favorisierenden neuen Standort bestand. So hatte sich lediglich eine «Soft-Empfehlung» für den entlegenen Standort «Dracheschnure» im Burgwald ergeben. Zum gemeinderätlichen Nullentscheid hat denn wohl auch das Festhalten von Arbeitsgruppenmitgliedern an diesem Standort beigetragen, welche sich auch möglichen Kompromissvorschlägen verschlossen. Denn die kantonale Abteilung Wald und Jagd hatte schon frühzeitig und wiederholt darauf hingewiesen, dass eine Bewilligung für diesen Standort nicht in Aussicht gestellt werden könne. Zudem haben auch die Abklärungen der geomantisch-radiästhetischen Fachgruppe ergeben, dass dieser entfernte Standort keine Anbindung zur ursprünglichen Megalithanlage habe, im Gegensatz zu Standorten im Allmitwald westlich der Autobahn in nächster Nähe zum ursprünglichen Platz (siehe Kapitel 11b).

 

Jetzt bleibt das Bottisgrab als wichtige prähistorische Steinstätte und Ausgangspunkt der Sagen um den Riesen Botti weiterhin an den von allen Kreisen verwünschten lärmigen und abgasbelasteten Unort hart an der Autobahn gebunden: für uns das unbefriedigende, ja klägliche Ergebnis eines aufwendigen, neun Jahre (!) dauernden Verlegungsprojekts. Wir bedauern, dass es dem Gemeinderat nicht Wert genug war, die für die Verlegung erforderlichen 60 bis 80'000 Franken zu budgetieren. Sollte die Gemeinde eines Tages gleichwohl eine Verlegung ins Auge fassen, dann stehen nun immerhin schon wichtige Vorarbeiten und Abklärungen zur Verfügung. Denn der Ruf nach einem nahen  würdigen Standort wird nicht verstummen.

 

Wie die beiden Fotos vom 28. Juni 2025 zeigen, ist das Gelände mit den beiden Menhiren an der A1 inzwischen von hohem Gras überwuchert und kaum mehr zugänglich.

 

TV-Beitrag von Telebärn vom 21. Juli 2025  HIER.


Oben: Der grosse Menhir (Gesamtlänge 335 cm) kämpft am unwürdigen Platz am Rande der Autobahn aussichtslos gegen das hochwachsende wuchernde Gras.

Links: Der kleine Menhir (Gesamtlänge 280 cm) ist tief eingesunken und lediglich noch wegen der beiden Signalisierpfosten erkennbar.

Fotos: Georg Ledergerber