Naturbeobachtungen unserer Mitglieder

Hier veröffentlichen wir interessante Natur- und Umweltbeobachtungen aus unseren drei Gemeinden in Wort und Bild. Melden Sie Ihre Beobachtungen per Mail oder Telefon und stellen Sie nach Möglichkeit auch Fotos zur Verfügung.    

Spezielle Aufrufe:

Beobachtungen vor der Haustür in 2020 HIER

NUBIS digitales Frühlingsfest 2021 HIER



Ein Dachs in unserem Garten.

Der Gärtner, der an unserem Bort die Sträucher schnitt, sagte, er hätte einen Dachs gesehen. Wir konnten das kaum glauben. Ich habe daher die Wildkamera montiert und wollte sehen, ob so ein Tier in unserem Garten lebt. Und siehe da: es ist wirklich so! Wir nehmen an, dass er durch die grossräumige Waldrodung wegen dem Wasserreservoir am Mannenberg vertrieben wurde. Uns würde interessieren, von was der lebt, ob er genügend Nahrung findet und ob es ihm wohl ist. 

Das Tier störte uns nicht bis wir ─ etwa 3 Wochen später ─ eines Morgens etwa 20 Löcher im Gras und im Garten sahen. Er suchte wohl Würmer und Engerlinge und buddelte 10 bis 20 cm tief in den Boden. Das gefiel uns aber nicht mehr. 

Ich rief den Wildhüter an und fragte ihn, was man da machen könnte. Er meinte, das komme oft vor, auch in bewohnten Gebieten. Es gibt ein biologisches stark riechendes (für Wildtiere stinkendes) Mittel, mit dem man den Dachs vertreiben könne. Der Wildhüter brachte uns das Mittel vorbei und zeigte, wie man es anwenden könne. Das Mittel hat gewirkt. Die letzten zwei Monate, haben wir das Tier nicht mehr bemerkt. Eigentlich dürfte der Dachs schon bei uns wohnen, nur das Graben der Löcher gefällt uns nicht so sehr.

Jörg Werndli, Ittigen.


Von links nach rechts: 1) Aufnahme mit der Wildkamera, 2) drei der 20 Löcher und 3) Sein Geschäft machte er in ein vorher 

selbst gegrabenes Loch. Fotos in August/September von Jörg Werndli aufgenommen.


Wild- und Honigbienen konkurrieren um ihre Nahrung

Im September 2021 hatten wir im NUBIS-Aufwertungsprojekt Buechacher bei Bantigen zwei unterirdisch angelegte Sandlinsen für Wildbienen gebaut. Mehr dazu HIER. Diese wollten wir später um zwei weitere, diesmal oberirdisch angelegte Sandlinsen ergänzen. Doch ich musste enttäuscht feststellen, dass die beiden ersten Sandlinsen praktisch ungenutzt blieben. Für mich ein Rätsel.

Per Zufall sah ich dann, dass man oberhalb dieser Gelege am Waldrand Honigbienenstöcke aufgestellt hatte. Und das war wohl der Grund für unseren Misserfolg. Denn es ist inzwischen wissenschaftlich erwiesen, dass sich Honigbienen und Wildbienen hart konkurrenzieren. Je kleiner das Blütenangebot und je grösser die Honigbienendichte, desto grösser die Konkurrenz. So wollte ich im Buechacher diesen «Brotneid» nicht noch mit weiteren Sandlinsen für Wildbienen befeuern. Ich stoppte die schon weit fortgeschrittenen Arbeiten – und fand eine weitaus bessere Lösung.

Im Einverständnis mit dem NUBIS-Vorstand konnte ich im Sommer 2023 das Baumaterial und den von der Firma RICIOTER gespendeten Wildbienensand im Projekt für eine wildbienenfreundlichere Gestaltung der KEWU (Kehrichtverwertung Worblental und Umgebung) im Guggelisloch bei Krauchthal verwenden. Schon am ersten Tag nach dem Erstellen der beiden Sandlinsen im KEWU-Areal durften wir Erfreuliches erleben: Wildbienen hatten die beiden angebotenen Nistplätze bereits entdeckt und begannen sie zu nutzen (siehe Fotos).

Mehr zur Konkurrenzsituation Wildbienen – Honigbienen finden Sie HIER 

Text und Bilder: Robert Etter, Ittigen

 

Bildlegenden von oben nach unten:

Unterirdisch angelegte Sandlinse / Gegrabenes Einflugloch bei unterirdischer Sandlinse

Oberirdisch angelegte Sandlinse / Gegrabene Einfluglöcher bei oberirdischer Sandlinse



Grosslibellen in unserer Umgebung entdeckt

In diesem Sommer 2022 habe ich mich auf Libellensuche gemacht. Dabei folgte ich einem Tipp von Christian Roesti, dem Berner Heuschrecken- und Libellenexperten, der die zweigestreifte Quelljungfer in Worb gesichtet hatte. So suchte ich verschiedene Stellen in Bolligen ab. Und siehe da, ich fand im Sädelbach zwei zweigestreifte Quelljungfern!

Die blaugrüne Mosaikjungfer und die Torf-Mosaikjungfer flogen beim Buechholz-Weier oberhalb von Stettlen. Mehrere braune Mosaikjungfern flogen in den Wäldern ob Ferenberg und Bantigen. Und zu guter Letzt sass eine grosse Heidelibelle auf einem Zaun im Schüracher, ganz in der Nähe meiner Wohnung.

Bildbericht: Adrian Schmid, Bolligen

Beim Klicken auf die Bilder werden diese vergrössert und der Name der Libelle wird sichtbar. 



Die bizarre Raupe des Buchen-Zahnspinners

Heute (16. Sept. 2021) stand die Beobachtung der Unterseite der Blattspreite des Echten Wurmfarns (Dryopteris filix-mas) auf meinem Programm. Beim Wenden einer solchen Spreite griff ich auf etwas weiches, was mich beim Anblick eine Zehntelsekunde an einen Mini-Skorpion erinnerte. So ein kleines bizarres Wesen hatte ich noch nie gesehen. Es musste aber eine Raupe sein. Eine Google-Suche mit den Begriffen «braune Raupe / mit Beinen / mit Stachel» ergab unmittelbar einen Hinweis auf die Raupe des Buchen-Zahnspinners (Stauropus fagi), eines Nachtfalters. Die Raupe ernährt sich von Blättern unterschiedlicher Laubbäume, darunter der Rotbuche (Fagus sylvatica). Sie wurde auch in einem Waldteil mit sehr vielen Rotbuchen gefunden, aber erstaunlicherweise auf einem Farn. 

 

Weitere Informationen gibt es auf der Website von pronatura.

Text und Bild: Françoise Alsaker, Ittigen


Bienenfresser über Bolligen

Bienenfresser sind in der Schweiz selten. Zwar breiten sie sich wegen der Erderwärmung gegen Norden aus, sind aber als Brutvögel in unserem Land lediglich im Wallis und in der Westschweiz zuhause. Der farbenprächtige, sehr elegante und wärmeliebende Vogel stammt ursprünglich aus den Tropen. Er jagt Insekten, mit Vorliebe Bienen, Libellen und andere Grossinsekten in der Luft. In der Schweiz zählt man nur gerade 50-70 Paare. Im Frühling und Herbst ziehen die Vögel über unsere Dächer hinweg. So konnte ich Anfang September über Bolligen über 100 Bienenfresser auf ihrer Zugstrecke ins südliche Afrika beobachten. Wunderschön!

Text und Bilder: Adrian Schmid, Bolligen

 

BILDER per Klick vergrössern



Spektakulärer Bergfinkenbesuch im Mittelland

In der zweiten Hälfte Dezember bis Mitte Februar 2021 waren Hundertausende Bergfinken – es war sogar von Millionen die Rede – Wintergäste im Mittelland. Sie hatten ihre Brutgebiete in Nordeuropa und Sibirien auf der Suche nach Nahrung verlassen. Ihre wichtigste Winternahrung bilden Buchennüsschen. Unsere Wälder hielten ihnen im letzten Winter Unmengen davon bereit; 2020 war nämlich ein Vollmastjahr der Buche gewesen. Der Einfall der Bergfinken in die Buchenwälder und -hecken, ihre emsige Ernte von Buchensämereien sowie ihre Masseneinflüge zu den Schlafplätzen sind grossartige Naturschauspiele. Ich war mit meiner Kamera grad richtig, als ein riesiger Bergfinkenschwarm beim Eingang ins Gümligental eine kurze Pause einlegte. Mit dieser Aufnahme konnte ich im Wettbewerb der Naturfotografen Schweiz in der Kategorie Vögel den 1. Preis gewinnen.

Text und Bilder: Thomas Bachofner, Ittigen

Von links nach rechts: Bergfink, Bergfinken im Rückflug zum Schlafbaum, Bergfinken legen eine Pause ein (prämiertes Foto).

Bilder per Klick vergrössern

 


„Schwalbenschwänze ahoi!“

Angefangen hat alles mit einem grossen, schönen und stabilen Raupenkasten. Dann kam die Exkursion von NUBIS zur Blumenwiese Hilbörtli mit Martin Albrecht, dem Schmetterlingskenner. Das hat mich so richtig motiviert. Im Juni bekam ich dann von meiner Tochter eine schon recht fette Rüebliraupe in einer Glaskaraffe. Meine Enkel halfen mir, den Kasten aufzustellen und in Betrieb zu nehmen. Bald entdeckte ich in meinem Garten am Fenchel ebenfalls Räupli und so ging es weiter. Beim Zuschauen habe ich viel gelernt: Die hungrige Raupe frisst und frisst und frisst. Sie häutet sich viermal, bis sie ausgewachsen ist. Dann klettert sie an einen kräftigen Stengel oder an die Kastenwand, spinnt einen Faden, hängt sich daran, häutet sie sich ein letztes Mal und wird zur Puppe. Nach einigen Wochen schlüpft ein wunderschöner Schmetterling. Der Schwalbenschwanz fliegt aus und irgendwann entdecke ich am Fenchelkraut neue Eier.

Für mich ist es pure Magie, was in dieser Puppe geschieht. Je mehr ich mich in das Thema vertiefe, umso mehr ist in mir ein Staunen ob diesem Transformationsprozess.

Text und Fotos: Veronika Kunz, Stettlen


Unser Gartenteich – das Ziel vieler Kröten zur Paarungszeit

Suchbild: Finden Sie alle Erdkröten (Männchen und Weibchen) auf dem Bild.
Suchbild: Finden Sie alle Erdkröten (Männchen und Weibchen) auf dem Bild.
Download
Bericht Kröten.pdf
Adobe Acrobat Dokument 10.7 MB

In unserem Weiher an der Sonnhalde in Bolligen beherbergen wir seit Jahren eine grosse Zahl von Erdkröten. Ich bin von diesen cleveren Tieren fasziniert und beobachte ihr emsiges Treiben mit Freude. Besonders spannend wird es jeweils, wenn im Frühjahr die Krötenwanderung beginnt und über 70 Tiere den beschwerlichen Weg zu unserem Feuchtbiotop finden. In den vielen Laichschnüren warten dann wohl 30‘000 Eier auf die Entwicklung zur Kaulquappe. Und dann staune ich noch mehr, wie wundersam sich anschliessend die Entwicklung bis zum fertigen Krötchen abspielt. 

Im Frühjahr 2021 habe ich die Krötenwanderung besonders genau beobachtet und dies in einem längeren illustrierten Bericht festgehalten, den Sie links unter dem Bild als PDF herunterladen können. Viel Vergnügen!

Text und Bild: Heidy Hofstetter, Bolligen



Drei Waldwasserläufer, Erstbeobachtung in Bolligen

Die starken Unwetter und der viele Regen diesen Sommer haben uns beschäftigt und uns zum Nachdenken angeregt. Viele Insekten, Tiere und Vögel haben die letzten paar Wochen nicht überlebt, haben ihre Brut aufgegeben oder sind geflüchtet. Doch es gibt auch Positives zu vermelden: Am 28. Juli 2021 haben oberhalb von Bolligen (Stockerenhöchi) drei Waldwasserläufer einen «Tankstopp» auf ihrer Reise in den Süden eingelegt. Ein überschwemmtes Feld bot ihnen beste Gelegenheit, sich zu stärken und sich vor dem Weiterflug etwas zu erholen. Waldwasserläufer wurden bisher in den drei NUBIS Gemeinden noch nie beobachtet!

 

Text und Bild: Adrian Schmid, Bolligen


Zwei Hahnenfussarten auf den Wiesen

Bereits färben sich die Wiesen und Weiden in unserer Umgebung nach der Löwenzahnblüte ein zweites Mal gelb. Diesmal von Hahnenfuss, in Mundart Glyssenbluomen, Glitzerli, Gliserli (Zürich), Ankäblüemli (Muotatal), auf englisch ‘buttercup’ genannt. Und in der Tat glänzen die Blütenblätter gelb wie flüssige Butter.

Gegenwärtig blühen im Worblental zwei Hahnenfussarten, die sich gut unterscheiden lassen.

Der Scharfe Hahnenfuss (Ranunculus acris) ragt mit seinen bis 1 m hohen aufrechten, anliegend behaarten, bis kahlen Stängeln aus jeder Wiese heraus. Die Blätter sind handförmig fein spitz geschlitzt. Der Knollige Hahnenfuss (Ranunculus bulbosus) ist etwas kleiner, die Blätter sind dreiteilig und deutlich behaart. Der Stängel ist am Grunde knollig verdickt. Ein weiteres trennendes Merkmal findet man bei den Kelchblättern: während diese beim Scharfen Hahnenfuss anliegend sind, hat der Knollige Hahnenfuss gut sichtbar zurückgeschlagene, herabgebogene Kelchblätter. 

Ein weiterer wichtiger Unterschied sind die ökologischen Ansprüche dieser beiden Arten. Der Knollige Hahnenfuss liebt trockene, nährstoffarme Böden und ist damit eine Kennart der artenreichen Trockenwiesen-und -weiden. Man trifft ihn auch an Strassenrändern, schmalen Krautsäumen, kleinen mageren Böschungen, dort wo nicht gedüngt und nicht so häufig gemäht wird.

Der Scharfe Hahnenfuss dagegen ist eine typische Fettwiesenpflanze auf mässig nährstoffreichen Böden. 

Angepflanzt werden Hahnenfüsse in der Landwirtschaft nie, denn ihr Futterwert ist gering und alle frischen Pflanzenteile sich schwach bis mässig giftig, ganz besonders zur Blütezeit. Als Heu getrocknet aber ist der Futterwert mittel und das Gift hat sich verflüchtigt. 

Beatrice Senn-Irlet, Bolligen

Fotos Françoise Alsaker (Fotos per Klick vergrössern, die Kommentare werden unter den Bildern sichtbar)


Der Nickende Milchstern

Im April-Mai ist in nährstoffreichen Krautsäumen entlang von Hecken oder im Grasland besonders in alten Obstgärten mit Hochstammbäumen eine seltene Milchstern-Art anzutreffen: der Nickende Milchstern (Ornithogalum nutans), aus der Familie der Spargelgewächse.

Die Pflanze wird bis 50 cm hoch, die Blüten erscheinen einseitswendig in einer Traube von 3-12 Blüten. Typisch sind die hellgrünen Mittelstreifen auf der Rückseite der weissen Blütenblättern.

Die Art steht auf der Roten Liste der gefährdeten Pflanzen als verletzlich aufgrund der kleinen Populationen von meistens unter 50 Exemplaren. Gefährdet sind die Pflanzen durch zu frühe Mahd (Landwirtschaft, Werkhofarbeiten), so dass sich keine Samen bilden können.

Der Nickende Milchstern ist vor allem in der Nähe von Siedlungen anzutreffen und ist auch in der Gemeinde Bolligen heimisch. In der Barockzeit wurde der Milchstern in Europa als Zierde für Schloss- und Klostergärten angepflanzt. Heute tritt er im Umfeld dieser Anlagen (Gebüsche, Äcker, Weingärten) gehäuft auf.

 

 

 

In der Schweiz sind insgesamt 5 Milchsternarten zu finden, wobei der Doldige Milchstern (Ornithogalum umbellatum) die häufigste Art ist. Die Blüten dieser Art bilden eine aufrechte Dolde, sind ebenfalls im April-Mai, in Fettwiesen, Parkanlagen, Obstgärten anzutreffen. Weltweit soll es gar 210 Arten in der Gattung der Milchsterne geben, wovon einige als Gartenpflanzen bekannt sind.

 

Beatrice Senn-Irlet, Bolligen

Fotos Françoise Alsaker

 



Der Hohlknollige Lerchensporn: Ein früher Frühlingsbote

Eine früher Frühlingsbote ist der Hohlknollige Lerchensporn (Corydalis cava). Im März geben seine Blüten einen farbigen Teppich von purpur, lila und weiss in den Hecken und Feldgehölzen von Bolligen und Umgebung unterhalb von 700 m. Dank einer unterirdischen wallnussgrossen Knolle, die als Speicherorgane wirkt, kann sich die Pflanze im Frühling rasch entwickeln. Wie die Krokusse und Tulpen in den Gärten zählt der Hohlknollige Lerchensporn damit zu den sogenannten Geophyten.

 

Die schwach wohlriechenden Blüten (niederknien lohnt sich!) weisen einen langen Sporn auf. Nach Wikipedia leitet sich der botanische Name aus dem griechischen Wort für Haubenlerche ab, da die Blütenform den gespornten Zehen dieses Vogels ähnelt. Der Blütensporn führt reichlich Nektar und lockt insbesondere langrüsselige Insekten zur Bestäubung an.

Nach der Blüte erscheinen die Früchte sehr rasch und danach verwelken die Blätter unmittelbar. Schon bald ist vom Lerchensporn nichts mehr zu sehen. Die Samen werden übrigens von Ameisen verbreitet, die vom ölhaltigen Anhängsel der Samen (Elaiosom) angezogen werden. Die jungen gekeimten Pflanzen blühen erst ab dem 4. Jahr.

 

Der Hohlknollige Lerchensporn (hohl ist die Knolle) zeigt uns somit einen ziemlich natürlichen, ungestörten Standort an.

Beatrice Senn-Irlet, Bolligen

Fotos Françoise Alsaker



Unauffällige Gäste in unseren Gärten: Der Karst-Weissling

Fast jeder kennt den Kohlweissling, und manche wissen auch, dass es einen Grossen und einen Kleinen Kohlweissling gibt, welche bei Gemüsegärtnern beide nicht den besten Ruf haben. Seit 2008 hat sich jedoch noch eine dritte Art dazugesellt, welche dem Kleinen Kohlweissling sehr ähnlich sieht, früher jedoch nur im Wallis, dem Tessin und am Genfer See gefunden wurde: Der Karstweissling (Pieris mannii). Ab 2008 hat sich dieser Falter plötzlich stark Richtung Norden ausgebreitet und inzwischen nicht nur das gesamte Mittelland und den Jura besiedelt sondern auch das nördliche Mitteleuropa, wo er inzwischen bis Holland und Norddeutschland vorgedrungen ist. Interessant ist, dass diese Art in den neu besiedelten Gebieten vorwiegend in Gärten lebt, wo sich ihre Raupe insbesondere an den gepflanzten Schleifenblumen (Iberis sempervirens) entwickelt. Seit über zehn Jahren tritt sie auch im Raum Bern regelmässig auf. Schädlich wird sie zum Glück nicht, da sie sehr sparsam frisst und dank ihrer guten Tarnung auch nicht auffällt. Den Falter kann man daran erkennen, dass er – in mehreren Generationen von April bis September auftretend – oft um die Schleifenblumen herumfliegt. Dabei handelt es sich meistens um Weibchen auf der Suche nach einem Eiablageplatz.

Weitere Informationen hier

Fotos: Martin Albrecht.

Links: Weibchen des Karstweisslings. In Grösse und Zeichnung sehr ähnlich dem Kleinen Kohlweissling, doch interessiert sich die Art überhaupt nicht für Kohlgewächse. Sie fliegt gerne um die Schleifenblumen in Gärten.

Mitte: Die Raupe wird 3-4 cm lang und ist gut getarnt.

Rechts: Blühende Schleifenblume im Frühjahr. Später im Jahr leben die Raupen des Karstweisslings in mehreren Generationen an der Pflanze. Da sie nur wenig fressen und einzeln leben sind keine Schäden an den Pflanzen zu befürchten.

Martin Albrecht, Schüpfen.


Unauffällige Gäste in unseren Gärten: Der Malven-Dickkopffalter

Nur wenige werden schon den kleinen dunkelbraunen Schmetterling beobachtet haben, der nicht wie die «normalen» Tagfalter von Blüte zu Blüte gaukelt, sondern sich mit einem schnellen und zielgerichteten Schwirrflug fortbewegt. Dabei ist es eine Art, welche regelmässig in unseren Gärten lebt und sich dort als Raupe an Malven und Stockrosen entwickelt: Der Malven-Dickkopffalter (Carcharodus alceae). Der heimliche Falter hat zwei Generationen pro Jahr, welche im April/Mai und wieder im Juli unterwegs sind. Einfacher als den Falter kann man jedoch die Raupe finden, wenn man weiss, wie man nach ihr suchen muss.

Dazu überprüft man einfach Ende Mai/Juni oder August/Anfang September Malven oder Stockrosen in Gärten bzw. an Strassenrändern auf umgeschlagene Blattränder. Diese Gespinste werden von den Raupen angefertigt um sich darin zu verstecken. Öffnet man eines davon kommt die dunkle Raupe mit grossem Kopf zum Vorschein.

Früher galt die Art im Mittelland als selten, hat sich jedoch in den letzten zwanzig Jahren stark ausgebreitet wobei sie sowohl vom wärmeren Klima als auch von den in Gärten angepflanzten Malven oder Stockrosen profitiert. Die kräftigen Stockrosen haben keine Probleme mit den Raupen, so dass eine «Bekämpfung» nicht notwendig ist. Weitere Informationen hier

Martin Albrecht, Schüpfen.

Der unauffällige Malven-Dickkopffalter hat eine Spannweite von nur drei Zentimetern und ähnelt eher einem Nachtfalter.

Links und Mitte: Blattgespinst der Raupe an Stockrose. Oft sind auch noch auffällige Frassspuren (fehlende Blattstücke) zu sehen. Rechts: Die gedrungene Raupe des Dickkopffalters ist mit ihrem grossen schwarzen Kopf und den gelben Flecken unverwechselbar. Sie wird ausgewachsen 3 cm lang. Jungraupen sind etwas dunkler ohne gelbe Zeichnung.

Fotos: Martin Albrecht.

 



Ein Tannzapfen-Helmling zeigt sich in einer Blumenkiste

Aufgenommen am 14. Oktober 2020.
Aufgenommen am 14. Oktober 2020.
Aufgenommen am 12. Januar 2021.
Aufgenommen am 12. Januar 2021.

Eigentlich war der Föhrenzapfen, der im Wald ob der Rüti in Ostermundigen gesammelt wurde, als Dekoration gedacht. Nun hat diese Dekoration eine Überraschung geboten.

Auch Tann- und Föhrenzapfen werden von der Natur abgebaut, wenn die Samen ausgestreut sind. Pilze als die grossen Recycler spielen dabei eine wichtige Rolle. An Fichten- und Föhrenzapfen sind vor allem die drei Arten aus der Gattung Zapfenrüblinge (Strobilurus) am Werk. Von diesen lässt sich mit den Fruchtkörpern des Fichten-Zapfenrüblings (Strobilurus esculentus), welche sich im Frühling als eine der ersten Lamellenpilze der Saison zeigen, eine Suppe herstellen.

Gelegentlich und in den letzten Jahren immer häufiger, trifft man aber auch einen nicht essbaren Vertreter aus der Gattung der Helmlinge (Mycena) an, der sich mit einem auffälligen, unangenehm nitrösen Geruch erkenntlich zeigt. Der eher blasse, ockerfarbene Hut des halbfrischen Fruchtkörpers auf dem oberen Foto deutet auf diesen Tannzapfen-Helmling (Mycena strobilicola) hin. Die Zapfenrüblinge dagegen haben einen dunkelbraunen Hut und eine etwas zähe Konsistenz.

Lamellenpilze haben sehr vergängliche Fruchtkörper. Bei Arten mit sehr zarten Fruchtkörpern (kleine Tintlinge) überdauern diese nur wenige Stunden, andere überdauern 2 bis 7 Tage. Bis 4 Wochen bleiben die Arten mit zäheren Fruchtkörper stehen, wie diejenigen von Schwindlingen oder dem Harzigen Sägeblättling.

Beatrice Senn-Irlet (Text) und Kurt Bärtschi (Fotos).



Wiedersehen mit seltener Pflanze

 

Am 4. Februar 2021 bin ich am linken Aareufer zwischen Rubigen und Münsingen unterwegs gewesen, dort, wo ich im Dezember 2015 an einem kleinen Standort mehrere Exemplare der Kriechenden Gämswurz (Doronicum pardalianches) entdeckt hatte. Für Details zur Pflanze, siehe die Zeichnung rechts oder Infoflora.

 

Mein Begleiter und ich waren damals erstaunt über das weiche Grün der zarten Blättchen der uns unbekannten Pflanze, die dem rauen Winterwetter zum Trotz sich vom braunen Waldboden abhoben, ganz wie eine Vorankündigung des noch fernen Frühlings (vgl. Fotos unten). Eine Botanik-Expertin, der wir die Fotoaufnahmen später zeigten, konnte die Pflanzenbilder schliesslich bestimmen. In den folgenden Jahren haben wir den Bestand mehrmals besucht, vorwiegend zwischen Mai und Juni, der Blütezeit dieser Pflanze...

 

Fotos Andreas Grau.

Lizenzfreies Bild. https://de.wikipedia.org/wiki/Kriechende_Gämswurz
Lizenzfreies Bild. https://de.wikipedia.org/wiki/Kriechende_Gämswurz

... Bis im Februar 2018 der Sturm „Burglinde“  alles unter Fallholz begrub. Ich dachte, das war’s nun wohl, ade Gämswurz. Doch nun hat man ziemlich intensiv Schlagräumung gemacht; der Waldboden ist dort wieder frei – und siehe da! Jetzt sind sie wieder zurück - und, aus 1 wurden 2 Standorte, die nahe beieinanderliegen. Und sie haben zugelegt! Am grösseren Standort gibt‘s nun ca. (gefühlte) 300 Stück, am kleineren ca. 100 Pflänzchen. Good News, möcht‘ ich sagen. 

Andreas Grau, Hünibach.



Rekordzahl an Grünfinken in Hünibach

Am 11.02.2021, 10.25 h, habe ich die absolute Rekordzahl an Grünfinken gezählt, die auf der benachbarten Blutbuche je beisammen waren: 41 Stück auf einmal ! Die Vögel  waren zwar nur für kurze Zeit dort, flogen dann in kleineren Scharen sukzessive weiter, kehrten dann aber zeitweise wieder in kleineren Gruppen oder einzeln zurück. 

Zählen Sie selber: Jedes rote Kästchen markiert einen Grünfinken.

Text und Bild: Andreas Grau, Hünibach


Raupe an Farn - ein seltener Anblick

Flohkraut-Eule auf einem Echten Wurmfarn im Mannenberg.
Flohkraut-Eule auf einem Echten Wurmfarn im Mannenberg.

Farnpflanzen sind trotz ihrer Häufigkeit bei Schmetterlingen als Raupennahrung recht wenig beliebt. Sogar die eher trockenen Flechten haben mehr Arten, die regelmässig an ihnen nagen. Nur Moose werden offenbar noch weniger genutzt als Farne. Dass auch bei den Farnen die Regel von der Ausnahme bestätigt wird, zeigt das Foto dieser Raupe der Flohkraut-Eule (Melanchra persicariae), eines unauffälligen dunklen Nachfalters mittlerer Grösse. Aber wie schon der deutsche Name der Art vermuten lässt, frisst auch die Raupe dieser Art eher an anderen Pflanzen als an Farnpflanzen, sie nutzt insgesamt eine grosse Zahl unterschiedlicher Pflanzenarten.  

Echte „Farn-Fans“ gibt es jedoch unter den Eulenfaltern tatsächlich: Die Smaragdeule und die seltene (nomen est omen) Adlerfarn-Eule leben als Raupe sogar ausschliesslich an Farn. Die restlichen weit über 500 einheimischen Eulenarten haben sich jedoch für andere Nahrungspflanzen entschieden.

Martin Albrecht (Text) und Françoise Alsaker (Foto).


Vogelbeobachtungen während der 1. Feldsaison des Bolliger Vogelinventars

Bienenfresser im Wallis. Foto Detlef Stiller
Bienenfresser im Wallis. Foto Detlef Stiller

Das neue Vogelinventar 2020 -2022 soll Erkenntnisse zum aktuellen Zustand der Lebensräume, der Biodiversität und der Artenvielfalt in Bolligen liefern sowie einen Vergleich mit dem Vogelinventar 1991 ermöglichen. Dabei wird der Schwerpunkt auf die Brutvögel gelegt. Als Ergänzung dazu werden auch Beobachtungen während den Zugzeiten sowie der Wintergäste registriert.

 

Seit Anfang Jahr konnten in der Gemeinde Bolligen 100 Vogelarten beobachtet werden, wovon bei 64 Arten Nachweise während der Brutzeit in einem geeigneten Lebensraum erbracht werden konnten. Bei einigen der 64 zur Brutzeit beobachteten Arten liegen allerdings erst 1-2 Nachweise vor. Deshalb werden sie erst bei weiteren Beobachtungen in den Folgejahren als Brutvögel in das Inventar aufgenommen.

 

 

Ronald Graber, Bolligen, 07.12.2020

Die Raritäten unter den Brutvogelarten:

  • Hohltaube
  • Wespenbussard
  • Habicht
  • Waldkauz
  • Waldohreule
  • Neuntöter

Einige Highlights während dem Vogelzug sowie unter den Wintergästen: 

  • Wachtel
  • Kuckuck
  • Schwarzstorch
  • Weissstorch
  • Fischadler
  • Gänsegeier
  • Kornweihe

 

 

  • Wiedehopf
  • Bienenfresser
  • Merlin
  • Heidelerche
  •  Ringdrossel
  • Rotdrossel
  • Wiesenpieper


Der Steinkauz – kleiner Kobold mit klagendem Ruf

Foto: Detlef Stiller, Andalusien, Januar 2017
Foto: Detlef Stiller, Andalusien, Januar 2017

Der Steinkauz war bis vor einigen Jahrzehnten ein verbreiteter Vogel in der Schweiz, der regelmässig in extensiven Streuobstwiesen mit Hochstammbäumen anzutreffen war. Mit dem schleichenden Verschwinden seines Lebensraums ist er bei uns inzwischen leider sehr selten geworden.Wir hatten bisher nur im Ausland Gelegenheit, die kleine Eule zu beobachten. Dort ist sie in ländlichen Regionen noch regelmässig anzutreffen. Gerne sitzt der Steinkauz tagsüber auf Steinhaufen oder –mauern - und macht damit seinem Namen alle Ehre. Oft haust er auch in Ruinen. Die Aufnahme stammt aus Südspanien. An einem kalten Wintermorgen sass der Steinkauz auf einer Steinmauer und wärmte sich in den ersten Sonnenstrahlen. 

Es bleibt zu hoffen, dass wir die niedliche Eule bald auch bei uns wieder häufiger zu sehen und zu hören bekommen. Birdlife Schweiz hat den Steinkauz zum Vogel des Jahres 2021 gekürt:

Vogel des Jahres 2021: Steinkauz | BirdLife Schweiz/Suisse/Svizzera

Lotti und Detlef Stiller, Bolligen


Winterruhe auf unserem Balkon

 

Die einheimischen Wildblumen in unseren Balkonkästen sind nun verblüht, so auch der Sonnenhut. Obwohl es auf den ersten Blick unordentlich aussieht, schneiden wir die verblühten Blütenstände und Stängel jetzt nicht ab, sondern lassen sie während dem Winter bewusst stehen. Denn die trockenen Pflanzen bieten zahlreichen nützlichen Insekten, wie beispielsweise verschiedenen Wildbienen, während der kalten Jahreszeit Versteck und Rückzugsmöglichkeit zum Überwintern. Erst im kommenden Frühjahr, wenn die Insekten wieder unterwegs sind, werden wir Ordnung auf unserem Balkon schaffen.  

 

Lotti & Detlef Stiller, Bolligen


Der Neuntöter - Vogel des Jahres 2020 - brütet wieder in Bolligen

Junger Neuntöter bettelt. Foto adrianart.net
Junger Neuntöter bettelt. Foto adrianart.net

In Bolligen wurde ein Waldrand ökologisch aufgewertet und mit einem Krautsaum und Strauchgürtel versehen. Der Erfolg hat sich schon eingestellt: Der selten gewordene Neuntöter (www.vogelwarte.ch/de/voegel/voegel-der-schweiz/neuntoeter) hat diese Ecke inzwischen schätzen gelernt. Zwei Brutpaare haben dieses Jahr fünf Junge erfolgreich aufgezogen. Der sperlingsgrosse Vogel ist ein guter Botschafter für eine intakte ökologische Infrastruktur (www.birdlife.ch/de/content/oekologische-infrastruktur).

Der Neuntöter benötigt Dornbüsche in Hecken als Nistplatz und Magerwiesen, extensiv genutzte Weiden und Waldränder mit vielen Insekten als Nahrungsgrundlage. Er ernährt sich von Heuschrecken, Grillen, Käfern, Spinnen, Hummeln, Wespen, Kleinsäugern und Reptilien. Von einer Warte aus erspäht er seine Beute und erhascht sie im Flug oder greift sie am Boden. Bei genügend Nahrung spiesst er einen Teil seiner Beute auf Dornen auf. Diesem Verhalten verdankt der Neuntöter, auch Rotrückenwürger genannt, seinen Namen.

Ganz in der Nähe habe ich zudem eine Brut Turmfalken und Goldammern entdeckt und zahlreiche andere Wildtiere wie Fuchs, Reh und Baummarder.

Adrian Schmid, Bolligen


Konzert der Glögglifrösche

Die Glögglifrösche kümmern sich nicht um die Massnahmen des Bundesrats und halten im Moment (April 2020) ihre Hauptversammlung im Raum Schandiholzwald - Riedli ab. 

Mehr zum Glögglifrösch (Geburtshelferkröte - Tier des Jahres 2013) unter diesem Link: https://www.pronatura.ch/de/tier-des-jahres-2013

Adrian Schmid, Bolligen


Tier des Jahres 2020: Die Wildkatze

Die Wildkatze – geschickte Jägerin auf leisen Pfoten

Die Wildkatze ist eine scheue Waldbewohnerin. Wir hatten im März 2015 auf einer Naturreise in die Pyrenäen das Glück, während längerer Zeit aus grosser Distanz eine Wildkatze beim Mäusefang beobachten zu können. An einem besonnten Hang war der Schnee teilweise weggetaut und hatte so zahlreiche Maushügel freigelegt. Die Wildkatze wartete geduldig, bis sich eine unvorsichtige Maus an die Oberfläche getraute - und damit augenblicklich zur Beute wurde.

Erfreulicherweise breitet sich die scheue Jägerin nun auch in der Schweiz wieder aus. Pro Natura hat die Wildkatze zum Tier des Jahres 2020 gekürt.

Mehr Information zur Wildkatze auf pro natura

Lotti und Detlef Stiller, Bolligen

Belegfoto Detlef Stiller: Wildkatze, Navarra, März 2019
Belegfoto Detlef Stiller: Wildkatze, Navarra, März 2019


Unsere friedlichen Untermieterinnen im Sommer 2019

Hausfeldwespen. Foto Beat Heiniger
Hausfeldwespen. Foto Beat Heiniger

Wir haben uns gefreut, diesen Sommer auf unserer Loggia einer Population Hausfeldwespen eine Bleibe zu bieten. Alles was sie brauchen, war ein sonniger Holzrost mit Hohlraum für ihren kunstvollen Nestbau. Wir lernten die Hausfeldwespe als absolut friedfertiges Insekt kennen, das sich teilweise von kohlenhydrathaltigem Pflanzennektar (Arbeiterinnen) und teilweise von tierischem Eiweiss (Fliegen, Stechmücken) ernährt.  Die Kolonie unserer Untermieterinnen umfasst schätzungsweise vierzig Exemplare. Wir freuen uns, ihnen mitten im Siedlungsgebiet der Domaine in Bolligen Unterschlupf bieten zu können.  Angesichts des Insektenschwundes ist dies unser persönliches ökologisches Highlight 2019. Wenn sie nächstes Jahr wiederkommen, werden wir sie mit offenen Armen empfangen.

Christine Heiniger, Bolligen

 

Mehr Information über die Feldwespe


Kernbeisser knacken mit kolossaler Kraft

Wenn er Früchtekerne für seinen Nachwuchs spaltet, ist das Knacken unüberhörbar. Der Kernbeisser besucht uns beim Friedhof Bolligen fast täglich und frisst die schwarzen Früchte auf Nachbars Baum. Meist sind ein Altvogel und ein Jungvogel gemeinsam da. Da der Jungvogel die Kerne scheinbar noch nicht knacken kann, machen seine Eltern dies für ihn. Wehe, das Futter kommt nicht schnell genug, dann wird mit sehr hohen und scharfen Tönen lautstark reklamiert.

Der fast starengrosse Kernbeisser ist ein Charaktervogel der Laubwälder und zeichnet sich durch seinen dicken, hohen Kegelschnabel aus. Mit diesem entwickelt er beim Zubeissen eine gewaltige Kraft und kann sehr harte Samen und Nüsse wie Kirschkerne und Hagebuchensamen knacken. Diese Leistung ist für den 50-60 Gramm leichten Vogel erstaunlich. Experimente haben nämlich gezeigt, dass für das Öffnen eines Kirschkerns ein Druck von rund 40 Kilogramm nötig ist. (Quelle: Vogelwarte Sempach)

Im Winter ist der Kernbeisser oft bei uns am Futterplatz anzutreffen. Offenbar fühlt er sich aber auch im Sommer um den Friedhof sehr wohl. Bis zu fünf Kernbeisser habe ich schon gleichzeitig beobachten können.

Adrian Schmid, Bolligen

Kernbeisser. Foto Adrian Schmid

Vergrössern der Bilder durch Anklicken. 



Interessante Vogelbeobachtungen im Vereinsgebiet 2019

Fichtenkreuzschnabel, Bantiger, 2019. Foto Detlef Stiller
Fichtenkreuzschnabel, Bantiger, 2019. Foto Detlef Stiller

Um interessante Vogelarten zu beobachten, muss man nicht unbedingt weit reisen. Auch in unserem Vereinsgebiet, den Gemeinden Bolligen, Ittigen und Stettlen, können einige besondere Arten beobachtet werden. Einige dieser Arten sind auf dem Durchzug, andere brüten sogar in der Region:

 

 Weissstorch: Bis vor wenigen Jahren trat der Weissstorch in der Region Bern nur als Ausnahmeerscheinung auf. Seit 2016 brütet ein Storchenpaar in der Stadt Bern. Auf der Nahrungssuche streifen die Störche umher und werden regelmässig in der Gemeinde Bolligen gesichtet.

Habicht: Der Habicht ist ein eher versteckt lebender Waldbewohner. In diesem Jahr wurde er zweimal in Wäldern der Region gesichtet.
Kuckuck: Der Brutschmarotzer ist in den letzten Jahrzehnten im Schweizer Mittelland selten geworden. Im Mai und Juni wurde zum ersten Mal seit einigen Jahren wieder ein rufendes Männchen in der Gemeinde Bolligen gehört.
Waldohreule: Die nachtaktive Waldohreule bewohnt Waldränder sowie Feldgehölze. Im März konnte ein Paar in der Gemeinde Bolligen beobachtet werden.
Gartenrotschwanz: Der farbenprächtige Singvogel brütet bevorzugt in reichhaltigen Hochstammkulturen. In der Region wird er in erster Linie auf dem Durchzug beobachtet, so auch dieses Jahr in Bolligen.
Braunkehlchen: Das Braunkehlchen ist ein Wiesenbrüter. Auf Grund der intensivierten Landwirtschaft brütet es heutzutage vorwiegend im Alpenraum. In der Gemeinde Bolligen tritt es alljährlich als Durchzügler auf.
Schwarzkehlchen: Im März wurde ein adultes Männchen auf dem Durchzug in der Gemeinde Bolligen gesehen. Schwarzkehlchen brüten bevorzugt in Ödland- und Brachflächen, dieser Lebensraumtyp ist im Vereinsgebiet selten.
Sumpfrohrsänger: Der Sumpfrohrsänger fällt vor allem durch seinen abwechslungsreichen Gesang auf, er imitiert meisterhaft die Gesänge vieler anderer Arten. Sein Gesang ist auch im Vereinsgebiet entlang der Worble zu hören.
Grauschnäpper: Der Insektenfresser hält sich gerne im Siedlungsraum auf. In diesem Jahr gelang ein Brutnachweis in einem Garten in Stettlen. 
Neuntöter: Der Neuntöter ist ein Bewohner der extensiv genutzten Kulturlandschaft. Er ist auf Dornensträucher angewiesen, damit er seine Beute aufspiessen kann. Im Juli wurde ein Neuntöterpaar in der Gemeinde Bolligen beobachtet.
Dohle: Dieser Rabenvogel brütet in Baumhöhlen, alten Gebäuden und in Felswänden. Daneben nimmt er auch gerne Nisthilfen an. In der Gemeinde Bolligen wurde dieses Jahr mehrmals ein Dohlenpaar auf der Nahrungssuche gesehen.
Fichtenkreuzschnabel: Diese Art „vagabundiert“ stark und tritt jeweils in Gebieten mit gutem Nahrungsangebot gehäuft auf. Im letzten Winter konnten einige Exemplare im Bantigerwald beobachtet werden.
Grauammer: Die Grauammer besiedelt offene und abwechslungsreiche Kulturlandschaften in Ebenen. Im Frühling konnte eine Grauammer auf dem Durchzug in Bolligen beobachtet werden.

Ronald Graber, Lotti & Detlef Stiller und Thomas Wullschleger


Besuch von einer Baukünstlerin - der Töpferwespe

Töpferwespe beim Bau der Brutzelle aus Lehm. Fotos Peter Zahn
Töpferwespe beim Bau der Brutzelle aus Lehm. Fotos Peter Zahn

Seit letztem Sommer habe ich unmittelbar vor meinem Essplatz einen seltenen Gast. Es ist die Töpferwespe . Über mehrere Tage konnte ich das schwarz-gelbe Insekt beim Erstellen seines Brutgebäudes beobachten. Die Töpferwespe baut für ihren Nachwuchs einzelne, individuell geformte Brutzellen aus Lehm - kleine Wunderwerke der Baukunst. Diese dünnwandigen, kugelrunden,feinst modellierten Nestersind jeweils innert Stunden entstanden, 4 bis 5 Stück an der Zahl. Als letzte Arbeit erfolgte das Anbringen der Aussenverkleidung.

Im Internet existiert ein sehenswertes Video, das zeigt, wie die Wespe arbeitet bzw. Ring um Ring aufbaut und das mit einer beneidenswerten Fertigkeit und Präzision: Siehe Video. Noch viel interessanter und eindrücklicher war aber, ihr persönlich zuzuschauen.

Das Gebilde hat bei jeder Witterung ohne Schaden den Winter überstanden. Die Oberfläche ist hart wie Wandverputz. Gerne zeige ich Interessierten dieses Meisterwerk vor Ort. Hat jemand ähnliche Erfahrungen mit der Töpferwespe gemacht?

Peter Zahn, Stettlen


Der Kiebitz ist zurück aus seinem Winterquartier

Foto Detlef Stiller
Foto Detlef Stiller

Bei einem Ausflug ins Seeland konnten wir Ende Februar 2019 einen grossen Trupp von ca. 300 Kiebitzen, dem Vogel des Jahres 2019, sowohl im Flug als auch bei der Nahrungsaufnahme auf einem frisch bestellten Feld beobachten. In Spanien wird diese Limikolenart mit dem unverkennbaren Ruf «Avefría» (Kalter Vogel) genannt, da sie nur während dem Winterhalbjahr auf der Iberischen Halbinsel anzutreffen ist. 

Die meisten dieser Vögel werden wohl zum Brüten weiter nach Norden ziehen. Es bleibt zu hoffen, dass einige Individuen ihren Nachwuchs auch hier in der Schweiz aufziehen. BirdLife Schweiz unterstützt den Schutz dieser Vogelart.

Lotti Stiller, Bolligen.

https://www.birdlife.ch/de/content/vogel-des-jahres-2019-kiebitz

 


Ein seltenes Geschenk im Winterwald

Winterwald: zauberhaft schneebedeckte Tannen, Tierspuren kreuz und quer . . .

Nein, nicht davon ist hier die Rede. Wenn, wie so oft, der Kalender Winter anzeigt und das Thermometer Minustemperaturen, die Felder aber grün daliegen und die Wälder stehen schwarz, gerade dann bietet uns die Natur manchmal ein Geschenk ganz besonderer Art: Im Buchenwald entdeckt der aufmerksame Wanderer auf dem dunklen Laubboden da und dort weisse Flecken. Schnee kann es nicht sein, davon fehlt jede Spur. Es lohnt sich, die rätselhafte Erscheinung aus der Nähe anzusehen. Man glaubt es kaum: Auf morschem Holz stehen Locken aus schneeweissen Haaren – es sind Haare aus Eis!

Sie sind meist 4-5 cm lang, selten noch viel länger.

Erst in den letzten Jahren wurde das wundersame Naturphänomen genauer erforscht. Soviel steht fest: Haareis wächst auf morschem Laubholz, aber nur dann, wenn sich im Holz das Myzelium eines winteraktiven Pilzes befindet, z.B. vom goldgelben Zitterling Tremella mesenterica, welcher öhrchenartige Fruchtkörper bilden kann, oder von Exidiopsis effusa, dessen Fruchtkörper nur aus einem grauen Holzüberzug besteht. 

Im Gegensatz zu Reif und Raureif entstehen die Eishaare nicht aus Luftfeuchtigkeit, sondern aus der Nässe des Holzes: Sie wachsen also wie Haare von unten und nicht wie Frostnadeln an der Spitze. Es braucht Nächte oder Tage mit Temperaturen knapp unter dem Gefrierpunkt. Die Eishaare entstehen dann an den Mündungen der Markstrahlen durch den Prozess der Eissegregation, aber nur mit Hilfe des Stoffwechsels eines Pilzmyzels im Innern des Holzes. 

Schön ist, Mutter Natur, deiner Erfindungen Pracht! (Klopstock)

Gerhart Wagner, Stettlen

Haareis im Grauholzwald. Fotos Françoise Alsaker

Vergrössern der Bilder durch Anklicken



Der Eisenhut und die Hummeln

Jeder Bergwanderer hat sie schon gesehen, die stolze Alpenblume mit ihren hohen Blütenhelmen: den Blauen Eisenhut. Attraktiv sind diese Blüten auch für ihre fliegenden Besucher, die Hummeln, und nicht umsonst: Sie bieten den Insekten einen süssen Saft. Aber sie machen es den Insekten nicht eben leicht: Sie verstecken den Nektar in winzigen Becherchen, den Nektarien, zu oberst in ihren Helmen. Denn sie wünschen von ihren Gästen als Gegenleistung die Bestäubung. Wie geht das zu? 

Um vom Blüteneingang, wo man sich als Hummel absetzen kann, den Nektar zu erreichen, braucht es einen gut 2 cm langen Rüssel. Das schafft nur eine einzige, die grösste unserer vielen Hummelarten: Gerstaeckers HummelBombus gerstaeckeri. Sie hat einen bräunlich- gelben Thorax und ein weisses Hinterleibsende. Setzt sie sich auf die Unterlippe einer Blüte und streckt ihren Kopf so weit wie möglich in diese hinein, so erreicht sie am Ende des langen Rüssels mit ihrer Zungenspitze gerade das Nektarbecherchen und kann die Flüssigkeit einsaugen. Am Blüteneingang berührt sie dabei mit ihrem Haarpelz die Staubbeutel und kann so Blütenstaub von einer Blüte auf die nächste übertragen, sorgt damit für eine Bestäubung.

 

Allen andern Hummelarten ist diese Prozedur nicht möglich, ihr Rüssel ist zu kurz. Aber sie haben sich etwas anderes einfallen lassen: Mit ihren Mandibeln (quer beissende ‚Unterkiefer’) beissen sie sich ein Loch in den Helm, und schon sind sie am Nektar. Den Dienst der Bestäubung leisten sie der Blüte damit allerdings nicht. Aber so lange Gerstäckers Hummel in einem Gebiet vorkommt, kann sich der Eisenhut diese illegitime Ausbeutung grosszügig leisten. 

Von links nach rechts sehen wir (Vergrössern der Bilder durch Anklicken):

1. Eine kleine Hummel bei illegitimer Ausbeutung.

2. Gleichzeitige legitime und illegitime Ausbeutung. Löcher in den Helmen sichtbar.

3. Legitime Ausbeutung, zudem ein Loch in Helm.

4. Sichtbarer Stiel eines Nektarblatts, in dessen Innerem sich der Rüssel befindet (Pfeil).

Text Gerhart Wagner, Stettlen, Fotos Françoise Alsaker, Ittigen